- Als Karneval, Fasching oder Fastnacht bezeichnet man verschiedene Bräuche, dabei wird in der Zeit vor dem
Aschermittwoch in Fröhlichkeit und Ausgelas-
senheit gefeiert. Den Ursprung haben diese Bräuche in einer
"verchristlichten" Form der heidnischen Winteraustreibung, wo der Mensch bei Zeremonien durch Maskierung
und Tänze sowie Umzüge den Göttern ähnlich sein wollte, wobei dieser Brauch einen Bezug zur christlichen
Fastenzeit fand.
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Fasching, Karneval
- Das Wort Fasching leitet sich vom Vaschang "Fastenschank" her ab, also dem letzten Ausschank von alkoholischen Getränken
vor der Fastenzeit.
Die Herkunft des Begriffs Karneval ist nicht eindeutig geklärt. Eine Erklärung ist die wörtliche
Übersetzung aus dem lateinischen "carne vale": Fleisch, lebe wohl. Bezugnehmend auf das nicht essen von Fleisch während
der Fastenzeit.
Der Begriff Fastnacht bezeichnete ursprünglich nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab ca. dem 15. Jahrhundert auch die
Woche davor.
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Die Narrenzahl 11
- Die Zahl 11 hat ihren Ursprung in der christlichen Lehre der katholischen Kirche. Wonach die Zahl 11 als
Sinnbild der Sünde verstanden wird, denn sie über-
schreitet die Zahl Zehn und somit die 10 Gebote Gottes. Das
Matthäusevan- gelium berichtet uns dass um die elfte Stunde die Müßiggänger in den Weinberg geschickt wurden. Die
11 Stunde wird als die letzte Stunde vor der Umkehr am Aschermittwoch und dem Weltgericht gedeutet. Für die Kirche
steht der Narr in seinem, nach seinem Willen gewählten, Verhalten während der Faschingszeit
teilweise als Übertreter des Gesetzes außerhalb der religiösen Vorschriften und Normen.
Aus diesem Grund wurde ihm die Zahl 11 beigegeben.
Die 11 symbolisiert auch die Einheit im Karneval. Sie stellt die Eins neben die Eins als Zeichen der Gleichheit
aller Narren. Jeder Jäcke unter der Narrenkappe sollte eine selbstständige und gleichberechtigte Person sein.
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Die Narrenmütze
- Als Zeichen närrischer Hellhörigkeit war die Narrenmütze mit den beiden großen Eselsohren zu verstehen. Mit
Beginn des vereinsmäßigen Karnevals im Rhein-
land im 19. Jahrhundert, war ursprünglich lediglich die Kappe das
Kennzeichen zur Mitgliedschaft zu einen Karnevalverein. Durch deren gleiche Ausführung war es ein Kennzeichen von
Gemeinsamkeit und Gleichheit der Mitglieder aus den verschiedenen Ständen. Die Treffen der Gesellschaft während der
Faschingssaison erfolgte im vorigen Jahrhundert in so genannten "Kabinetts-sitzungen".
Die heutige "klassische" Narrenkappe des Karnevals/Faschings hat die stilisierte Form eines Schiffes und sollte
ursprünglich in der "närrischen Gegenwelt" als "Narrenschifflein" gelten. Es ist als Gegenbild zur kirchlichen
Darstellung des "Schiff des Heiles" gedacht.
Die an den Kappenzipfel angebrachten Schellen sind den höfischen
Kleidersitten des Mittelalters nachempfunden. Man trug diese Schellen, um auf sich aufmerksam zu machen. Andrerseits
bedeutete jedoch die Schelle das Kennzeichen des Narren, der während der Faschingszeit nicht an die christlichen
Tugenden, sondern vorwiegend an sich selbst und sein eigenes Vergnügen dachte. In der Entwicklung der verschiedenen
Faschingsvereine, legten sich diese Mützen bzw. Kappen mit besonderen Merkmalen bezugnehmend auf ihren Namen zu.
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Narrenorden, -kleidung
Die uniformartige Kleidung der Mitglieder und Garden der Faschingsvereine erin- nert oft an die französischen
Besatzungstruppen im Rheinland bzw. des Militärs autoritärer Herrscher und damit der Unterdrückung freier
Meinungsäußerungen. Den Faschingsprinzen als närrischen Regenten wurde und wird meist eine Garde in solchen
Phantasieuniformen zur Seite gestellt. Die Dekoration mit einer Unzahl an Faschingsorden sollte ursprünglich die
Gel- tungssucht mancher Persönlichkeit des öffentlichen Lebens persiflieren. Im Laufe der Zeit wandelte sich jedoch
die Bedeutung der Faschingsorden vom Juxartikel zu Erinnerungs-, Dankes- und Ehrenzeichen sowie Vereinsabzeichen in
Form eines Haus- oder Jahresordens.
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Der Fasching/Karneval
- Der Karneval beginnt im November, dem Monat der Besinnung auf Tod und Ver-
gänglichkeit.
Es klingt für ein Freudenfest unlogisch, geht jedoch zurück auf die gefühlsbedingte und zeitliche Abfolge
griechischer, römischer und germanischer Traditionen, denen man auch in unseren Tagen noch teilweise folgt.
Ebenso wie vor Ostern, hat die alte Kirchenordnung dem Fest Dreikönig eine vierzigtägige Fastenzeit allerdings
unter Auslassung der jeweiligen Samstage und Sonntage vorangestellt, die mit dem 12. November beginnt. Der Vortag
dieses Fastenbeginns, das Fest des heiligen Martin von Tours November, spielt im Brauchtum des Jahreskreises eine
bedeutende Rolle. In der gallischen Kirche bereitete der Advent nicht auf Weihnachten, sondern auf das alte
Hauptfest Epiphanie (Dreikönigstag) vor. Der Advent war eine Fastenzeit, die am Martinstag (11. im 11.) begann und
56 Tage dauerte.
Erntefeste, Schlachtfeste, Festlichkeiten und üppige Gelage beim Gesindewechsel und bei der Ablieferung der
fälligen Abgaben an Gutsherrn und Klöster, ähnelten Festen zu Fastnacht, wodurch man diesem Tag auch die Bezeichnung
"kleine Fastnacht" gab. Bedingt durch den 11. 11. und die Narrenzahl 11 nutzten im 19. Jahrhundert die
Faschingsgesellschaften diesen letzten Termin vor dem "Adventfasten" zum Beginn der Faschingsvorbereitungen. An
diesem Tag fanden Gründungs- versammlungen neuer Vereine und Generalversammlungen bestehender Faschingsgesellschaften
statt. Der Elferrat wurde neu besetzt, Faschings- prinzen gekrönt und Ideen für Faschingsveranstaltungen geboren bzw.
in Ansätzen schon dargeboten.
An diesem Tag übernehmen in unserer Region die Narren das Zepter der örtlichen Regierung. Zu diesem Zweck wird
symbolisch der Schlüssel des Rathauses von der regierenden Obrigkeit an die Narren übergeben.
Die Zeit vom 12. November bis 5. Januar bleibt aber selbst in den Hochburgen weiterhin weitgehend karnevalsfrei,
was sich aus der erwähnten vorweih- nachtlichen Fastenzeit, der Rolle des Novembers als Trauermonat und dem besinnlichen
Charakter des Advent erklärt.
Traditionell Beginn die Fastnachtszeit in den deutschsprachigen Ländern am Dreikönigstag.
Die närrische Zeit umfasst eigentlich nur 6 Tage (Weiberfastnacht bis Veilchendienstag). Diese Tage der Ausgelassenheit
und des Feierns beziehen ihren Sinn von der ab Aschermittwoch folgenden Fastenzeit. Während die Fastenzeit eine Zeit
des Geistes und der Vorbereitung auf Leiden, Sterben und Auferstehung Christi ist, spielt die Fastnacht vor dem
Schwellentag "Aschermittwoch" sprichwörtlich verrückt.
Der Fasching stellt von altersher eine Art "Gegenwelt" zur christlichen Welt dar, in der bestehende Ordnungssysteme,
Gesellschaftsregeln und Tabus von den Narren nicht eingehalten, überschritten oder aufgehoben werden. Der Narr
schlüpft durch Maske und Kostüm in eine "Haut", um derart seine geheimen Wünsche zu verwirklichen, Persönlichkeiten
zu persiflieren oder menschliche Schwächen in übertriebener Darstellung aufzuzeigen.
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Saalfasching
- Im Mittelalter fanden in mehreren christlichen Ländern Europas, "Narrenfeste" statt, wo Kinder und Jugendliche durch
Parodien kirchliche Zeremonien übertrieben darstellten und lächerlich machten. Trotz Verbote hielten sich einige dieser
Feste bis ins 18. Jahrhundert.
Unter dem Einfluss des Christentums entwickelte sich aus den heidnischen Riten in den verschiedenen landschaft-
lichen
Gegenden artunterschiedliches Brauchtum. Durch das Anwachsen der Städte und der damit verbundenen Menschenanballung auf
kleinem Raum, ging das Feiern des Faschings allmählich in verschiedene Richtungen. Während im ländlichen Raum
christianisiertes Brauchtum und "Heidnischebräuche" (betteln um Gaben) weiter erhalten blieben, nahm im 13. Jahrhundert
in den Städten das Narrentreiben mit seinen immer derber werdenden Späßen derartige Formen an, dass die Obrigkeit
schließlich mit Verboten einschritt.
In der Zeit der Zensur und Einschränkung der Pressefreiheit hörte man nicht gerne die "Wahrheit, die der Narr spricht!"
Auf Grund zügelloser Ausschreitungen aber auch vom Standpunkt der politischen Räson, verbot schließlich Kaiserin Maria
Theresia allen Ständen und dem Adel das Tragen von "Larven" vor dem Gesicht im Freien. Das bunte Faschingstreiben wurde
somit in Säle verlagert, woraus sich der typische "Saalfasching" entwickelte.
Aus vereinsinternen Faschingsveranstal- tungen entwickelte sich im Laufe der Zeit der Fremden- fasching. Diese
Veranstaltungen unterscheiden sich in einem be- stimmten Ritual und charakteristischen Merkmalen von normalen
Kabarett- veranstaltungen. Dies sind z.B. faschingsbezogener Saalschmuck, Veranstaltungs- oder mottobezogene
Bühnendekoration, Auftritt und Agieren der närrischen Herrscherfiguren (Prinz, Prinzessin) und des Vereinsvorstandes
(11er-Rat), Faschings- und Vereinsrituale (Einzug, Ordensverleihung, Ernennung,...), Art und Inhalt der einzelnen
Darbietungen, Erarbeiten der einzelnen Nummern und Bühnenaktivität durch Amateure, Miteinbezug des Publikums und
anderes. Leitlinie für den Programminhalt ist das Persiflieren, Karikieren und Kritisieren von Vorfällen und/oder
Personen in heiterer Art, ohne jedoch den oder die Angegriffenen zu beleidigen. Auch Verstöße gegen die guten Sitten,
sei es in Wort oder Darstellung der Faschingsveranstaltung. Leider haben sich vereinzelt Faschingsvereine infolge der
Unkenntnis der Tradition der Faschingskultur und/oder des Selbstdarstellungsdranges einiger "Künstler" ausschließlich
zu Theatergruppen entwickelt und vergessen dabei die Vereinsgrundsätze "Spaß, Unterhaltung und Freude bereiten", sich
selbst und anderen. Dies soll nicht nur im Fasching, sondern auch im gesamten Vereinsjahr zur Erhaltung der Freundschaft
und Pflege des Brauchtums gelten.
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Wann ist Karneval/Fasching?
- Der Karnevals-/Faschingstermin ist unmittelbar mit dem Ostertermin verbunden. Der Aschermittwoch ist kein fester sondern
ein beweglicher Termin. Als feste Berechnungsgröße dient das Osterfest.
Die Urchristen feierten ihr Osterfest gemäß der jüdischen Tradition am 14. Nisan zu Passach. Dabei war es unerheb-
lich,
ob dieser Tag auf einen Sonntag fiel.
Im Westen hingegen wurde 325 auf dem Konzil von Nicäa die Entscheidung getroffen, dass die Christen ihr Osterfest am
Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond feiern. Damit schwankt der Ostertermin zwischen dem 22. März und 25. April
(Ostergrenze). Im christlichen Festkalender geht die österliche Fastenzeit dem Osterfest voran. Somit werden Ostern und
Fastenzeit zu beweglichen Terminen.
In Bezug auf das Fasten Jesu in der Wüste führte Papst Gregor I. um 600 eine 40tägige Fastenzeit vor Ostern ein, die
an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat. Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit
am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern.
Mit der Synode von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte der
Beginn der Fastenzeit um sechs (Wochen-)Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch vor.
Die Karnevalszeit endet seitdem am Dienstag nach dem 7. Sonntag vor Ostern und die Fastenzeit beginnt mit dem folgenden
Mittwoch, dem Aschermittwoch.
Quellenangabe:
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